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Soziodrama

Warum nur darüber reden, wenn man es auch direkt erleben kann?

Das Soziodrama nach Jacob Levy Moreno (1889-1974) ist ein Gruppenlernverfahren mit dem eigene und fremde Systeme beleuchtet werden können. Während die Gruppe im Mittelpunkt steht, werden die typischen Herausforderungen in der gemeinsamen Zusammenarbeit sichtbar, ebenso wie die Werte, Hoffnungen, Gefühle und Gedanken der einzelnen Gruppenmitglieder. Das spielerischen Setting im Soziodrama ermöglicht den Teilnehmern mehr über sich selbst, ihre Mitmenschen und den relevanten Einflüssen von außen zu erfahren. Zusätzlich können verschiedene Handlungsalternativen erprobt, die Gruppendynamik erlebt und das eigene Rollenrepertoire erweitert werden.
Soziodrama ist somit eine Methode um die Gruppe zu beleuchten, Entscheidungen zu erproben, Konflikte zu bearbeiten, kontextuelle Einflüsse zu identifizieren, das Reaktionsverhalten auf Veränderungen zu prognostizieren und um ganz nebenbei noch Persönlichkeitsentwicklung zu initiieren.

Soziodrama im beruflichen Kontext

Im beruflichen Kontext kann das Soziodrama auf vielfätige Art eingesetzt werden. Ich verwende es gerne als Analysetool um bestimmte Situationen zu explorieren wie die Auswirkungen von Entscheidungen, den Ursprung von Konflikten oder zur Veranschaulichung von Interdependenzen innerhalb eines Systems. Die Erkenntnisse die durch soziodramatische Interventionen erlangt werden, haben eine nachhaltigere Qualität, als dies bei rein kognitiven Prozessen der Fall wäre. Sich körperlich in einen Denkprozess zu begeben, erlaubt einen ganzheitlicheren Einblick in das vermutliche Wahrnehmen anderer. Gleichzeitig regt der spielerische Charakter des Soziodramas die Kreativität an und ermöglicht auf diese Weise, dass noch mehr Ideen zu wichtigen Einflussfaktoren oder Lösungsansätzen generiert werden.

Das Soziodrama eignet sich auch als Teambuildingmaßnahme. Hierfür erhält das Team eine fiktive Aufgabe, wie zum Beispiel einen Banküberfall vorzubereiten. Anhand des darauf folgenden Spiels lassen sich Rückschlüsse auf die Stärken und Schwächen und die Chancen und Risiken innerhalb des Teams schließen. Gleichzeitig erhalten die Teammitglieder, durch die im Spiel eingenommenen fiktiven Rollen, einen neuen Eindruck von den Stärken und Fähigkeiten ihrer Kollegen, die bisher im beruflichen Alltag nicht zum Ausdruck gebracht werden konnten.

Soziodrama im interkulturellen Kontext

Im interkulturellen Kontext ist das Soziodrama ein besonders wertvolles Tool, indem es ein direktes Erleben der Eigen- und Fremdkulturen in einem geschützten Rahmen ermöglicht. Durch gezielte Rollenwechsel können die Teilnehmer in verschiedene Rollen schlüpfen und so ein viel tieferes Verständnis, für den jeweiligen anderen aber auch von sich selbst, erhalten. Zugleich können neue Umgangsweisen oder Lösungsansätze direkt erprobt werden. In der abschließenden Reflexion werden die Eindrücke gesammelt und auf die Fragestellung hin aufbereitet. Das Sammeln der Eindrücke von allen Beteiligten, ob Spieler oder Zuschauer, wirkt oft wie ein Multiplikator, der die Kreativität und die Erkenntnisgewinnung immens steigert.

Menschen die auf Stühlen stehen und eine Person die am Boden sitzt
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